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Grund für das Üben des Windenstarts
a.) Aus gegebenem Anlaß scheint mir ein Angebot für das Training des Windenstarts für Gleitschirmflieger sinnvoll.
b.) Häufig beobachtet man vor und in der Startphase eine Unsicherheit von Piloten. Das ist verständlich. Sie spüren intuitiv, daß sie den Start nicht beherrschen. Im Nachfolgenden gibt es ein Erklärungsversuch. -
Ursachen für Schwierigkeiten beim Start
Beim Startlauf muß sofort und dosiert unterlaufen und gesteuert werden Unsichere Piloten steuern die Bewegung durch bewußte Zuwendung. Dadurch werden die Regelprozesse häufig viel zu langsam.
Steuerung durch bewußte Zuwendung läuft etwa so ab: (Sehr spitz und überzogen formuliert.) Was passiert denn da ?? Ach ja - Die Kappe driftet nach rechts. Dann muß ich wohl nach rechts oder doch nach links laufen ? Ohhhhh … welche Steuerleine muß ich denn jetzt ziehen ???
Das Unterlaufen und Steuern muß möglichst reflektorisch erfolgen. Reflektorische Steuerung der Bewegung bedeutet: Die Bewegung der Kappe wird reflexartig gesteuert. Man denkt nicht mehr, man macht einfach!! Die reflektorische Bewegungssteuerung ist viel schneller.
Die wünschenswerte reflektorische Steuerung muß für jeden speziellen Bewegungsablauf eingeübt werden.
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Und nun kommt das Problem:
Das Unterlaufen und Steuern beim Start dauert ca. 2 sec. Der Normalflieger hat ca. 30 Starts im Jahr. D. h. er praktiziert den Startlauf ca. 60 sec im Jahr. Für das Erlernen eines automatisierten, reflektorischen Bewegungsablaufs, ist das viel zu wenig Übungszeit. -
Abhilfe:
Durch Zufall sind wir auf eine total tolle Trainingsmethode gestoßen. Der Handstart !!! Bei Wind mit einer Geschwindigkeit von ca. 20 bis 25 km/h hängt sich ein Pilot in das Seil. Ein Helfer hält das Seil fest. Nach dem Aufziehen muß der Pilot unterlaufen und steuern.
Macht er einen Fehler, läßt der Helfer das Seil los und die Kappe fällt zu Boden. Der Vorteil gegenüber dem Windenstart ist offensichtlich. Es zerren nicht 25 kW bzw. 80 daN am Seil. Der Helfer ist nah am Piloten. Er kann dadurch sehr gut beobachten und sehr fein die Zugkraft durch Anziehen oder Nachgeben regeln. Dadurch kann ohne Hektik ganz entspannt geübt werden. -
Der Vorteil:
Hängt der Pilot nur 5 Minuten am Seil, hat er ungefähr das fünfjährige Trainingspensum eines Nur - Windenstarters absolviert. Genial was !!!
6 . Ausblick
Da ich von dieser Übungsmöglichkeit so begeistert bin, habe ich gleich vorschriftsmäßige Handstartseile gestrickt. Immer wenn ich am Flugplatz bin, liegen sie in meinem Auto und können genutzt werden.
(Und wenn der Wind stärker wird, werden Jungenträume wahr. Man hebt ganz sachte ab und fängt an zu schweben. Das Feeling ist einfach irre. Erlebt in Uetersen mit einem 50 m Seil und 45 Grad Seilwinkel.)
Gruß
Piet