Hoffentlich gelingt es mir, mich klar auszudrücken. Der Wirbel an der Luv-Seite des Waldes ist
die eigentliche Tücke. Wenn im Luv-Stau die Luft nach oben ausweicht, gibt es ein schmales
Aufwindband, hinter dem eine langsamere Strömung entsteht, mit Wirbeln. Also, hütet euch
davor, in geringer Höhe hinter die Luv-Waldkante zu fliegen. Dort wirbelt es nicht nur welke Blätter abwärts!
Ich weiß von 3 Unfällen von Drachen mit Baumberührung in Neustadt-Glewe aufgrund von Wirbeln an der Wandkante. Einer davon vor vielen Jahren tödlich. Zuletzt mit glücklichem Ausgang am 11.5.
Ich selbst bin 2 mal in die Bedroullie geraten. Einmal bei einem langen ONO-Endanflug über den Wald mit dem Ghostbuster (die enorme Leistung hatte mich verführt, ist ja auch noch gut gegangen). Das andere mal nach einem Sollbruchstellenriss beim UL-Schlepp kurz nach dem Start. In gut 30 m Höhe über dem Platz und gut 150 m Abstand von der Waldkante wurde ich durch einen Wirbel bei starkem und böigem ONO mal eben auf den Kopf gestellt. Kein gutes Gefühl. Oft weiß man gar nicht, wie dicht man an einem schweren Unfall vorbei geschliddert ist.
Am So., den 27.07.08 gab es in Neustadt - Glewe erneut einen Absturz eines Drachens in der Nähe der Waldkante.
Das Wichtigste: Der Pilot blieb unverletzt.
Ich schreibe diese Zeilen, mit der Zielsetzung, daß andere Piloten daraus lernen. Die Unfälle müssen reduziert werden !!!
Der Piloten beschreibt den Unfallhergang wie folgt:
Der Pilot flog im Queranflug an der Walkante, die im Süd - Westen des Flugplatzes liegt. Der Pilot flog ca. 40 m vor der Kante und hatte eine Höhe von ca. 50 m über Grund.
Plötzlich wurde seine Luv - Fläche nach oben gerissen. Das Hochreißen war so impulsiv, daß der Drachen sofort in eine „Messerkurve“ (senkrechte Flügelstellung) geriet. Der Pilot hatte überhaupt keine Chance gegen diese Kräfte anzuarbeiten. Er konnte die Kurve nicht verhindern.
Durch diese " 90 Grad - Messerkurve" verlor er sofort 20 m bis 30 m Höhe und steuerte genau auf den Wald zu. Der Pilot hatte keine Chance mehr dem Wald zu entfliehen. Er steuerte den Drachen gezielt mit waagerechter Flügelposition (und Rückenwind) in die Baumwipfel.
Der Drachen „fällte“ einen kleinen Baumwipfel und lag schließlich mit seiner großen Fläche auf vier Wipfeln. Die Feuerwehr barg den unverletzten Pilot und das Gerät.
Versuch einer Begründung vom Unfallhergang.
Tatsachen:
1.1. In niedriger Höhe können thermische Ablösung sehr kleinflächig sein und dennoch eine hohe Aufwindkomponente besitzen.
1.2. Die Windgeschwindigkeiten sind im Aufwindband einer Kante sind immer größer als in der umgebenden Luft.
Vermutung des Unfallhergangs:
Eine heftige kleinflächige thermische Ablösung ergriff nur die Luv - Seite des Drachens und leitete zwangsweise eine Kurve mit Höhenverlust ein. Durch den Höhenverlust geriet der Drachen in die hohe Windgeschwindigkeit des Aufwindbandes. Diese plötzlich zunehmende Windgeschwindigkeit griff unter die schräg liegende Fläche und drückte den Drachen verstärkt in die Kurve. Beide unterschiedliche Windsysteme addierten auf fatale Weise in ihrer Wirkung.
(Gerne können wir meine Vermutung diskutieren !! Dennoch gibt es schon ein Fazit.)
Ergebnis
Beim Queranflug muß der Abstand zur Waldkante noch größer sein als bisher.