MENTALES TRAINING / Erläuterung an einem Beispiel

Aus gegebenem Anlaß erlaube ich mir, einen Text zu veröffentlichen. Der Text wurde im Frühjahr 2009 an die Groundhandling - Gruppe Hamburg - West geschickt.

Moin Groundhandler

Am Mo. ist mir aufgefallen, daß beim Versuch die Kappe zu stabilisieren häufig an der falschen „Strippe“ gezogen wurde, bzw. daß die Bewegungen zu schwach oder zu stark waren oder zu spät erfolgten, und … plumps, lag die Tüte unten.

Frage:
Wie kann man das verhindern ??
Oder positiv formuliert:
Wie kann man das Lernen effektiver und kürzer machen und somit durch einen schnellen Erfolg mehr Spaß haben ?

Es gibt eine geniale Methode, die aus dem Sport nicht mehr wegzudenken ist. Leider wird sie beim Gleitschirmfliegen überhaupt nicht oder viel zu wenig praktiziert.

Die Methode heißt: MENTALES TRAINING

Wie funktioniert die Methode ?

Ich erläutere das Mentale Training an einem Beispiel:

Die Kappe wurde rückwärts aufgezogen. Das Stabilisieren der Kappe soll trainiert werden.

Ich stelle mich ausgeruht an einen ruhigen Ort, schließe die Augen und stelle mir Folgendes vor:
Die Kappe ruht über mir und fängt langsam an nach links abzukippen. Ich versuche die Kappe - besonders aber die absinkende Ecke - so klar wie möglich in meiner Vorstellung zu sehen. Ich lasse sie gedanklich im Zeitlupentempo nach links kippen.
Da alles sehr langsam geht, habe ich genug Zeit streßfrei und geplant darauf zu reagieren. Kippt die Kappe zur Seite, kann ich sie durch drei Bewegungen stabilisieren. Die Bewegungen müssen miteinander koordiniert werden.
Ich stelle mir folgende Bewegungen vor oder simuliere sie zaghaft.

  1. Zunächst drehe ich den Körper nach links.
  2. Wenn das nicht reicht, unterlaufe ich angemessen schnell zur runterkippenden Seite.
  3. Gleichzeitig nehme ich die Hand hoch, die gegen die Laufrichtung zeigt, und simuliere einen leichten Zug auf die Steuerleine.

Das Spiel kann ich beliebig fortsetzen. Ich kann mir vorstellen, daß die Kappe zur anderen Seite kippt. Die Kappe kippt schnell ab. Meine Steuerimpulse sind zu langsam. Meine Steuerimpulse sind zu groß und zu schnell. usw., usw…
Ich kann meine Wahrnehmung verbessern. Ich stelle mir vor, daß ich bei der kleinsten „Kappenstörung“ reagiere.

Warum funktioniert Mentales Training ?
Wenn wir uns intensiv vorstellen, daß wir uns bewegen, werden ebenso wie bei der realen Bewegung die Muskeln angeregt. Häufig simuliert man durch die intensive Vorstellung zaghafte Bewegungen. Das erhöht den Lernerfolg. Allein die Vorstellung erzeugt Nervenimpulse. Die Nervenimpulse bilden „Bahnen“. Aus kleinen, winzigen „Stolperwegen“ werden „Pfade“, werden dann „Wege“ und schließlich „Straßen“. Diese Straßen kann man später wie von allein und ganz leicht befahren.
Ergebnis:
Die Bewegungen haben sich ohne praktisches Üben allein durch Mentales Training weitgehend automatisiert.
Die Muskeln „lernen“ sich zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Stärke anzuspannen.


Klartext: Mentales Training schult Bewegungskoordination.


Groundhandling verlangt ein sehr komplexes Handeln.
Ich empfehle Euch: Probiert doch mal etwas Neues aus. Wenn Ihr Mentales Training praktiziert, merkt Ihr bald, daß Ihr schneller die Tüte beherrscht. Dann können wir schneller ans Seil, dann hebt Ihr schneller ab !!! Und dann geht’s erst richtig los mit der Freude und dem Spaß !!

Bis bald
Piet Willig

p.s. Ich habe mich um drei Dinge bemüht:

  1. Verständlich zu schreiben
  2. Möglichst kurz zu schreiben.
  3. Trotz Vereinfachung und Anschaulichkeit „korrekt“ zu bleiben.