Hammertag und Strecke Hörpel 26.05.2018

Am letzten Samstag hatten wir einen hervorragenden Thermiktag, aber…
es wäre wegen sehr kurzfristigem Ausfall des diensthabenden Windenfahrers fast kein Schleppbetrieb in Hörpel zustande gekommen.
Danke Christian, daß Du eingesprungen bist, mich sauber hochgezogen hast und mir so meinen bisher schönsten und längsten Flachlandflug ermöglicht hast!
Darum möchte ich Dich und Euch gern teilhaben lassen an meinem wahrlich genußvollen Flugtag.

Eckdaten: 114 km, 6:09 Std. Flugzeit, max. Höhe (auch Basishöhe): 2329 m
Alle Daten, Bilder und Bericht sind zu finden im DHV-XC :
http://www.dhv-xc.de/leonardo/index.php?op=show_flight&flightID=991137
Wer auf der Seite aber nicht oder selten unterwegs ist und nicht lang rumklicken mag: Hier eine (auch komfortabler zu lesende) Kopie des Berichts mit einer Bildauswahl:



Streckenflug Flachland von Hörpel 26.05.2018:

"Als ich die letzten Wochenenden bei Traumwetter die Ostseeküste an herrlichen Spots beflogen hatte, schaute ich immer wieder zu den verlockenden Cumuli und mich beschlich das ungute Gefühl, die schönsten Frühjahrstage für Flachlandstrecke zu verpassen.

Heute aber stand ich endlich wieder mal am Seil und gleich aus dem ersten konnte ich mich an einer anfangs noch sehr schwache Blase festbeißen. Mit zunehmender Höhe wurde sie immer besser und mir immer mehr klar, daß heute eine nette Strecke rausspringen könnte. Die Wolken standen allerdings erst noch weit auseinander. Seltsamerweise gingen anfangs die blauen Bereiche zwischen ihnen besser als diese selbst.

Die bestaussehenden Cumuli führten mich wieder mal zurück zu meinem Wohnort, doch dieses Mal konnte ich dem Reiz des Heimfluges trotz der einladend ausgerichteten Wiese hinterm Haus widerstehen (auch wegen erfolglosem Anruf daheim, wäre also niemand zum Rückfahren da) und folgte der inzwischen sich aufgebauten Wolkenstraße gen SW.

Heimat Schneverdingen, mit wunderschöner Thermikwolke. :wink:


Die Basis stieg immer weiter bis schließlich auf komfortable 2300 m an, aber die unbedachte Wahl meiner Handschuhe begannen meine Finger mit Protest zu beantworten. Zum Glück hatte ich meine dicken Skihandschuhe im Frontbag mitgenommen, so daß ich jetzt wechseln konnte.
Als ich dann bei Hoya, meinem letzten Landeplatz in dieser Gegend, nach Weserquerung wieder die hohe Basis erreichte, war klar, das dies mein persönlicher Flachlandrekordflug werden würde, denn mit dieser Arbeithöhe konnte ich auch die jetzt wieder weiter entfernten Wolken erfolgreich anfliegen, die sonst klar außerhalb meines Reichweitehorizonts liegen.


Die Weser: Vorn links Hassel, geradeaus in der Flußschleife Hoya, der Landeplatz meines vormalig längsten Fluges von Hörpel.


Der mir in Thermik noch nicht komplett gewohnte Cayenne erwies sich bis auf einen kleinen Raschler auch in bockiger Thermik als stabiler, als ich angenommen hatte. Ich ging also im Wissen eines bereits gelungenen Streckenflugs noch entspannter weiter zu Werke und genoß die faszinierenden Aussichten, die nach Verlassen der Weser aus dieser Höhe sogar das Steinhuder Meer und den Dümmer gleichzeitig ins Blickfeld rückten!

…und weiter lagen vor mir diese geliebten Cumuli, sind sie nicht wirklich einladend hübsch? :smiley: :wink:


Es waren reichlich Segelfllieger unterwegs, die ab und an auch kurz mit mir in der Thermik drehten, überwiegend aber delfinierend eindrucksvoll vorbeischossen. Weit hinter der Weser erblickte ich endlich mal einen Gleitschirmflieger (!) vor mir, den ich erst als in Lüdingen oder Bahrenbostel gestartet wähnte, der, als ich ihn einholte, sich aber als der nicht lang vor mir in Hörpel gestartete Martin mit seinem Alpina 2 entpuppte. Schon krass, nach etwa 100 km einen Mitflieger vom gleichen Startplatz zu treffen!

Wir flogen mehr und weniger weit entfernt zusammen weiter und konnten so gegenseitig schauen, wer den besseren Bart aufgetan hatte. Schließlich zog Martin nach rechts rüber, wo mein Skytraxx aber eine Flugverbotszone anzeigte. Da ich mangels genug Erfahrung mit der Zonendarstellung nicht erkennen konnte, ob diese auch für meine momentane Höhe von Belang ist, zog ich trotz schlechterer Wolkenlage geradeaus weiter.

Die Thermik baute dann auch schnell ab, die Wolken gen Süd waren weg und ich überlegte kurz, den Rest dank meiner Höhe noch streckensteigernd abzugleiten, verwarf das dann aber, denn dann hätte ich den den nahen Mittellandkanal überquert und dahinter sah es nicht rückfahrtauglich aus. Zudem war ich eh nicht mehr für knappe Landeeinteilungen aufgelegt.


Amt Levern heißt das Örtchen, in dem sich die abgemähte Wiese links oben hinter den Bäumen als komfortabler Landeplatz erwies.


Also nach einem netten Örtchen mit entspannter Wiese und möglicher Shuttlehilfe Ausschau halten. Das grad westlich überflogene Örtchen passte gut dafür und neben fast ausschließlich bestandenen Getreidefeldern sah ich eine richtig zum Wind ausgerichtete bereits abgemähte Wiese mit Heuballen und Gehöft dahinter. Vielversprechend, gebucht! Also zurück, genußvolle Landung unter erstaunten Blicken der daneben auf den Sonnenterassen und Balkonen sitztenden Bürgern und schnell von den dicken Klamotten befreit in der Wärme.


Der Boden hat mich (leider schon :wink:) wieder.


Kaum beginne ich den Schirm zusammen zu raffen, kommen zwei Traktoren mit Anhängern in schneller Fahrt aufs Feld geprescht. Uups, Ärger? Aber nein. Ihr Hauptinteresse galt den aufzuladenden Heuballen und nachdem ich erklärt hatte, warum ich mich hier breit gemacht hatte und nach den üblichen ungläubigen Fragen (von wo??, wie? is nich wahr!) hakte ich auf die eigentlich wichtige und von mir erhoffte Frage „und wie kommst jetzt zurück?“ sofort ein mit der Frage der Entfernung zum nächsten Bahnhof. „Tja, der ist in Bohmte, aber in die Richtung müssen wir die Ballen gleich bringen, wenn du noch einige Minuten Zeit hast, würden wir Dich hinbringen…“ Na klar!! :slight_smile:)
Die beiden hatten tatsächlich mit ihren Frontladern die beiden Wagen komplett hoch gestapelt schneller beladen, als ich meinen Schirm mit Utensilien gepackt. Beeindruckend!

Traktor-Shuttle! :smiley:

Somit bekam ich also einen klasse Traktor-Shuttle zum Bahnhof Bohmte und konnte dank dessen noch den Regio nach Bremen und dort mit kleiner Umsteigepause, die ich zum Abendessen nutzte, weiter gen Lauenbrück erhalten, so das ich dank mitternächtlicher Abholung von meinem Schatz noch fast am gleichen Tag nach hause kam. :smiley:

Somit konnte ich wieder mal ausgiebigst dieses Abenteuer und die Unvorhersehbarkeit des Flachlandtreckkenfluges genießen, die ich so mag:
a) schaffe ich es heute überhaupt nach dem Ausklinken eine Thermik zu finden und für aussichtsreiche Abflughöhe zu nutzen ?
b) kann ich weitere Thermiken für Streckenflug ausmachen und erreichen?
c) in welche Richtung geht es letztlich wirklich?
d) wo werde ich zum Schluß landen?
e) wie komme ich von da wieder zurück und welche meist begeisterten und hilfsbereite Leute werde ich dabei treffen? "


Ich mag Hörpel! :smiley:
…und komme sicher wieder. :wink:

Gruß, Frank

Hallo Frank,
was für ein schöner Flug ! Der Bericht darüber ist reif, im DHV- Info zu erscheinen ! Glückwunsch, Achim