Sicherheitstraining - Ein Erfahrungsbericht

Nach meinen zahlreichen unerfreulichen Erlebnissen beim Gleitschirmfliegen, habe ich mich dazu entschlossen, an einem Sicherheitstraining teilzunehmen. Meine Zielsetzung war es, meine Leistungsgrenzen und die Leistungsgrenzen meines Schirms zu erfahren. Dadurch erhoffe ich mir, entspannter und ruhiger in der Thermik zu kurbeln. Wenn es mal in der Tüte raschelte oder klappte, habe ich mich immer sehr erschrocken, denn ich wußte nicht, was gleich passieren würde.
Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern ich war von dem Team, bei dem ich dieses Training gemacht habe, total begeistert.
Die Mixtur aus hervorragender Fachkompetenz und totaler Konzentriertheit und Ruhe während des funkunterstützten Trainingsfluges sowie der leichte Spaß gepaart mit dezenter Ironie während der Videoanalyse sowie die lockere Atmosphäre während des Aufenthalts waren für mich eine ideale Kombination zum Lernen und Wohlfühlen.
Der überaus charmante Stefan Hodek erkannte schon im Ansatz unsaubere Flugfiguren, noch bevor ich sie im Schirm gespürt habe. Über Funk gab er mit seiner totalen Ruhe und Souveränität kurze präzise Anweisungen. Bei ihm fühlte ich mich sehr gut aufgehoben und hatte so Mut mich auszutesten. Mehrmals bin ich aus diesem Grunde bewußt und gezielt beim Wingover oder der Spirale an meine individuellen Leistungsgrenzen gegangen. Da kam Freude auf !!!
Wenn mich jetzt ein großflächiger Klapper erwischt, werde ich vermutlich nach einem kurzen Schreck locker weiterfliegen. Ich habe erfahren, daß nichts passiert, wenn man zeitlich richtig und dosiert handelt. Ein Klapper über den halben Schirm aus 100 % Beschleunigung, der anschließend gehalten wird, und mit dem Kurven geflogen werden, ist überhaupt kein Problem mehr.
Willi Grau und Stefan Hodek sind ein einmaliges, unschlagbares Team.
Willi als Urgestein von Gleitschirmflieger hat durch seine jahrelange (jahrzehntelange ?) Erfahrung und sein Sportstudium natürlich ein enormes Hintergrundwissen. Neben seinen hervorragenden Bewegungsanalysen und Bewegungsbeschreibungen haben mich besonders seine Klarheit und Verantwortung beeindruckt. Beispiel: Ein Pilot hat den Wunsch geäußert einen Fullstall zu fliegen. Nach 2 Sekunden sagte Willi ganz klar: „Nein, Du nicht!“ Die anschließende Begründung war allen Teilnehmern einleuchtend. Hier wird also nicht dem Piloten nach dem Mund geredet, sondern verantwortlich gehandelt. Was für ein Glück!!!
Stefan, der vor einigen Jahren noch in der Weltspitze als professioneller Akropilot geflogen ist, kümmert sich um jeden Piloten - unabhängig von dessen Könnensstand. Jeder Pilot wird individuell nach seinem Leistungsstand gefördert. Ich erhielt mit meiner Steilspirale, mit geringen Sinkwerten ebenso viel Aufmerksamkeit wie Piloten, die einen Sat oder die unsymmetrische Steilspirale fliegen.
Im nachhinein gesehen, habe ich das Sicherheitstraining viel zu spät gemacht. Ich habe in Turbulenzen immer angespannt gesessen, weil ich nicht wußte was alles passieren könnte. Ich bin zuversichtlich, daß sich diese Anspannung abbaut.
Wenn man gleich nach dem A - Schein ein Sicherheitstraining macht, fühlt man sich vermutlich gleich viel entspannter und lockerer in der Luft und der Spaßfaktor überwiegt.
Immer heile Landungen wünscht
Piet

Hallo Piet,
danke für diesen Bericht. Ein Satz passt mir so nicht: Ein Klapper über den halben Schirm aus 100 % Beschleunigung, der anschließend gehalten wird, und mit dem Kurven geflogen werden, ist überhaupt kein Problem mehr.
Bei den Wetterbedingungen, der Luftmasse und mit der Höhe die du bei dem Klapper hattest. Und mit der Sicherheit eines erfahrenen Lehrers und deiner körperlichen Verfassung an dem Flugtag.
Und mit dem jetzigen Schirm natürlich.
Unfallfreie Flüge wünscht Helmut

Um Mißverständnissen vorzubeugen möchte ich nachbessern und warnen. Mir ist bewußt, daß das Herunterreißen der A - Leinen auf einer Seite in laminarer Luft und mit der nötigen Sicherheitshöhe über Wasser erfolgte. Ich trug selbstverständlich eine Schwimmweste, die sich bei Wasserberührung selbständig aufbläst. Ich fliege einen Schirm der Kategorie 1-2. Um diese Manöver (großflächiger Klapper aus 100 % Beschleunigung) zu fliegen, ist ein exaktes wohldosiertes Timing nötig. Durch andere vorbereitende Flugmanöver wurde ich darauf trainiert. Während des Manövers und im Nachhinein empfinde ich diese Manöver als relativ einfach und unspektakulär. Mein lockerer Text (Zitat „ist überhaupt kein Problem mehr“) könnte den Anschein erwecken, daß ich diese Flugmanöver als banal empfinde und überlall und bei jedem Wetter fliegen werde. Das trifft nicht zu! Ich habe großen Respekt vor diesem Manöver! Dieses sicherheitsrelevante Flugmanöver habe ich in Ansätzen erfahren. Damit ich es beherrsche, wenn es mich plötzlich und unvorbereitet in der Thermik erwischt, werde ich es stufenweise und mit voller Konzentration bei idealen Bedingungen weiter einüben.
Warnung: Es sollte sich kein Pilot ohne exakte Beschreibung, Anleitungen, vorbereitende Manöver und ohne die nötigen Sicherheiten an dieses Manöver wagen. Ein Spiralsturz mit tödlichem Ausgang könnte die Folge sein.
Immer heile Landungen wünscht Euch
Piet